Während meinem Bloggerschnatterwochenende (wie ich das jetzt mal so liebevoll nenne), gab es in “meiner” Stadt viel Tolles für mich zu entdecken. Wer kennt das nicht: wir alle wohnen in einer Stadt oder einem Dorf und bewegen uns in unserer kleinen Welt, in unserem Dunstkreis. Ich wohne in Steglitz, arbeite in Kreuzberg … da zieht es mich fast täglich hin. Drumherum mache ich in meiner Freizeit inzwischen viel in Steglitz – vor einigen Jahren noch war mein Freundeskreis gut in Berlin verteilt und ich war viel im Prenzlauer Berg oder Friedrichshain unterwegs.

Für das Berlin-Wochenende hatte Anna einen Besuch in der DIM (hier geht’s zur Homepage) – der imaginären Manufaktur organisiert. Kurz bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, fragte ich mich noch, was ich mir wohl in einer imaginären Manufaktur ansehen sollte … imaginär ist ja nicht vorhanden, nur in der Vorstellungskraft. Und dann sollten wir da eine Führung bekommen? Skeptisch war ich – und sehr neugierig. Und noch mehr, als ich gesehen habe, dass die DIM in der Oranienstraße in Kreuzberg ansässig ist. Ich arbeite ebenfalls in der Oranienstraße in Kreuzberg – nur am anderen Ende der Straße und die ist wirklich lang. Ein Grund mehr, mal wieder über den Tellerrand hinauszublicken und zu schauen, was in anderen Ecken von Berlin so los ist.

Was versteckt sich aber genau hinter der DIM?

Gestartet ist das Projekt der DIM – der imaginären Manufaktur – 1998 als gemeinsames Projekt der Berliner Blindenanstalt und des Designbüros Vogt + Weizenegger. So einfach die Idee war, so überzeugend ist sie auch: die Designer gestalten neue Produkte, die in den Werkstätten von blinden und sehbehinderten Menschen hergestellt werden. Mit diesem Konzept entstand eine umfangreiche Kollektion von außergewöhnlichen Bürsten- und Flechtprodukten, die weit über Berlin und Brandenburg hinaus bekannt sind.

Inzwischen hat der Träger gewechselt – das Konzept dahinter ist geblieben. Seit dem Jahr 2005 wird die DIM von der Union Sozialer Einrichtungen (der USE gGmbH) betrieben. Auch heute noch ist eine Gruppe von Gestaltern und Designern in diesem Projekt aktiv – die Entwicklung und Herstellung von Design-Produkten wurde im Jahr 2012 wieder aufgenommen. Die Marke DIM sollte neu belebt werden … Auch die Frage nach dem Sinn der DIM wurde intensiv beleuchtet – was macht die DIM aus? Schnell war klar, dass es nicht nur darum gehen sollte, anspruchsvolle Produkte herzustellen und diese zu vermarkten. Auch wenn dies auch für ein gemeinnütziges Projekt wie die DIM nicht unerheblich ist – es gibt noch mehr im Leben als Gewinn und Profitmarge.

Bei der DIM gibt es mehr zu erzählen – nämlich die Geschichte hinter jedem einzelnen Produkt. Und diese werden bei der konventionellen Herstellung ausgeblendet – man könnte meinen, es gibt gar keine.

Die Produkte die in der DIM entstehen sind also anders als sonstige Produkte, die ihr so in den diversen Shops erwerben könnt. Warum?

  • inklusives Arbeiten
    In den Manufakturen arbeiten behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammen.
  • Produktion vor Ort
    Sämtliche DIM-Produkte werden in den Werkstätten der USE gGmbH in Berlin und Brandenburg gefertigt.
  • Handwerk aus Manufakturen
    Im Unterschied zu Massenartikeln werden DIM-Produkte im traditionellen Handwerk hergestellt.
  • sinnvolle und langlebige Produkte
    DIM steht für Nicht-Wegwerfprodukte. Das heißt, für Waren, die man wegen ihrer guten Qualität und Sinnhaftigkeit häufig und über eine lange Zeit nutzen kann.
  • klarer Gestaltungsanspruch
    DIM-Produkte überzeugen durch das stimmige Zusammenspiel von Form, Material und Funktion.
  • geringer Ressourcenverbrauch
    DIM-Produkte werden überwiegend aus regionalen Rohstoffen hergestellt. Der Material- und Energieverbrauch ist somit deutlich geringer als in der industriellen Produktion. [Quelle: DIM]

Unser Ansprechpartner an dem Samstag war Frank Schönfeld, der uns gemeinsam mit den Mitarbeiterin im Ladencafè, aber auch mit den Abteilungsleiterinnen der jeweiligen Gewerke und der vor Ort anwesenden Mitarbeitern einen tollen Samstag beschert haben. Getroffen haben wir uns als erste Anlaufstelle im dazugehörigen Ladencafè, das schon beim Eintreten ganz viele “ahs” und “ohs” bei uns hervorgerufen hat. Hier gibt es nämlich alles zu kaufen, was in der DIM so hergestellt wird. Und das ist viel … und vorallem viel Schönes. Und on top gibt es noch eine angenehme Auswahl an selbst gemachten Kuchen, Kaffees und Tee, sowie anderen Getränken. Für den Hunger gibt es kleine Tagesgerichte und Suppen und alles zu sehr angenehmen Preisen.

Impressionen vom Ladencafè

Impressionen vom Ladencafè

Impressionen vom Ladencafè

Impressionen vom Ladencafè

Impressionen vom Ladencafè

Nachdem wir unsere Taschen im Cafè verstauen konnten, ging es los mit den Führungen der diversen Gewerke.

die Töpferei der DIM

Die erste Station war die Töpferei und der Weg dorthin war schon mit viel Schmunzelei verbunden. Einmal raus aus dem Cafè über den tollen Innenhof, der im Sommer auch gerne für öffentliche Feste und Mitarbeiterveranstaltungen genutzt wird, führen weiße Fußspuren nämlich wohin? Na klar, zu dem oft so wichtigen Ort für uns – den Toiletten 😉 Wie ihr anhand der Bilder sehen könnt, hatten wir bereits hier schon unseren Spaß. Der wandelte sich schnell in ganz viel Staunen und Bewunderung um … und Anerkennung … alles zusammen für den tollen Job, den die Mitarbeiter hier jeden Tag auf’s neue machen.

Fußspuren im Innenhof 😉 die Sissi gleich mal ausprobiert hat – Merci an Heike für’s Bild

die Töpferei von außen

die Leiterin der Töpferei

In der Töpferei arbeiten in der Regel Menschen mit psychischen Erkrankungen, die in unserem klassischem Arbeitsmarkt oft gar keine Chance haben. Oft sind das aber Menschen mit ganz viel Kreativität, die sie aus ihren früheren Jobs mitbringen und hier perfekt umsetzen können. Das war in allem zu sehen und auch zu spüren – anhand der Tassen, Becher, Vasen und vielen kreativen Figuren, die es zu entdecken gab. Ich bin immer noch total begeistert, wenn ich nur daran denke, was hier jeden Tag entsteht. Vieles davon ist im Ladencafè erhältlich. Aber auch Auftragsarbeiten werden zu einem sehr fairen Preis angenommen.

die Buchbinderei der DIM

Das Gefühl am liebsten alles mitnehmen zu wollen, endete auch nicht im Bereich der Buchbinderei. Heute würden wir wohl eher “unendlicher Schatz der Papeterie” dazu sagen – die Handbuchbinderei steht aber noch im großen Schild draußen am Gebäude dran. Egal wie es letztendlich heißt – hier wird kreativ gewerkelt und tolles gestaltet. Die Papiere werden von Händlern in Deutschland bezogen – die widerum aus der ganzen Welt beliefert werden.

Diverse Schachteln, Magnet- und Stiftboxen, Fotoalben, Bleistiftboxen und tolle Schachtelsysteme, die perfekt aufeinander abgestimmt sind und zu kleinen “Türmen” aufgebaut werden können, gibt es zu haben. Bleistifte, die mit den tollen Papieren verziert werden und so eine ganz eigene und individuelle Note bekommen … und ganz tolle “Literaturblüten” die es mir beim Fotografieren total angetan haben. Hier im Onlineshop findet ihr viele der wunderschönen Artikel.

die Flechtmanufaktur der DIM

Und weiter geht es in die Flechtmanufaktur, zu der ich euch jetzt entführe 😉 Auch hier wurden wir wieder super herzlich empfangen – die Mitarbeiter wollten uns sofort zeigen, was sie wie machen und an welchen Projekten sie arbeiten. Super herzlich und sehr angenehm. Zudem wurden wir von einem Mitarbeiter noch per Handkuss begrüßt – wo passiert einem das heute bitte noch? Die meisten Männer haben doch noch nie etwas von “like a Gentleman” gehört und Charme ist bei den meisten auch nicht zu finden. Das war ein perfekter Start in der Flechtmanufaktur.

Beim Flechten handelt es sich um eine langjährige Handwerkskunst, die kaum beziehungsweise nur sehr wenig Handwerk benötigt. Geduld und ein handwerkliches Geschick sind hier die Zauberwörter. Während uns die zuständige Abteilungsleiterin in die Welt der Flechtmanufaktur einführte und super viele interessante Geschichten zu erzählen wusste, arbeiteten die anwesenden Mitarbeiter in einer Geduld weiter, für die ich sie sehr bewundert habe. Restaurierungsbedürftigen Möbeln wird hier wieder Leben eingehaucht – ob von Privatpersonen oder Firmen.

Viele Menschen nutzen der Service zum Glück sehr gerne in Anspruch, so dass diese Tradition dort hoffentlich nicht so schnell ausstirbt. Im Raum nebenan arbeiteten zwei Mitarbeiterinnen, die neue Korbwaren herstellten. So wird hier beides verbunden: komplett Neues erschaffen und altes wieder zu strahlendem Glanz verholfen. Wir erfuhren auch, dass es sehr oft auch vorkommt, dass Kunden mit Wünschen für diverse Kreationen ins Haus kommen, die dann entsprechend von den Mitarbeitern umgesetzt werden. Und das ist eine absolute win-win-Situation für beide: die Korbflechterei der DIM hat Aufträge und der Kunde ein tolles Korbgeflecht, das nicht überteuert ist. Denn wie schon am Anfang erwähnt geht es hier nicht darum, Profit zu machen.

Die Auftragsarbeiten sind dennoch keine Schnäppchen, da auf vernünftiges und hochwertiges Material geachtet wird – und dennoch sind sie günstiger, als diese in einer Manufaktur in Auftrag zu geben. Es ist und bleibt nun einmal Handwerkskunst, die auch in der DIM seinen Preis hat.

die Bürstenmanufaktur der DIM

Last but not least sahen wir uns noch die Bürstenmanufaktur an. Auch hier waren wieder fleißige Mitarbeiter am Werk, die uns sehr herzlich empfingen und uns die Arbeiten zeigten, die sie gerade anfertigten. Ich wusste bis dahin nicht, dass es Bürsten in so vielen unterschiedlichen Arten, Formen, Farben … Variante, Größen … was auch immer gibt. Alles ist möglich trifft auch perfekt auf die Bürstenmanufaktur der DIM zu. Wie wär’s zum Beispiel mit einer Kleiderbürste im Design des Brandenburger Tors? Nagelbürsten, Besen, Schrubber, Staubwedel, Eierbecher … Bürsten im Peace Zeichen, die wir übrigens auch in unserer Goodie Bag hatten. Ach ihr Lieben, es gibt tatsächlich nichts, was es nicht gibt.

Auf diese Tradition, die die DIM mit der Bürstenmanufaktur erfolgreich weiterführt, kann sie zurecht stolz sein. Denn es handelt sich um ein aussterbendes Handwerk, das heute nicht mehr viele beherrschen. Umso schöner ist es, dass dieses Handwerk durch die Mitarbeiter weiterlebt.

Die Imaginäre Manufaktur – mein Fazit

Nachdem wir mit den Führungen fertig waren, saßen wir noch lange im Ladencafè zusammen. Gemeinsam schwärmten wir von unseren Eindrücken und gaben Herrn Schönfeld definitiv mit auf den Weg, dass das was die DIM macht, richtig und vorallem sehr wichtig ist. In der ehemaligen Städtischen Blindenanstalt sind heute über 160 behinderte und nichtbehinderte Menschen beschäftigt. Menschen, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen und wertvollen Teil unserer Gesellschaft beitragen. Sie alle tragen dazu bei, dass das Handwerk nicht ausstirbt und wir alle uns an den kleinen und großen entstehenden Kunstwerken erfreuen können.

Posing mit unseren tollen Goodie-Bags aus der DIM vorm Brandenburger Tor

Denn es sind definitiv Kunstwerke, die dort entstehen. Ein Bild davon könnt ihr euch im Ladencafè machen, in dem ein Großteil der Produkte erhältlich sind. Aber auch im DaWanda-Shop von “Josefines Kinder” findet ihr zum Beispiel tolle Artikel für Kinder, die das Team der Textilwerkstatt herstellt. Ebenso ist die Bürstenmanufaktur auf DaWanda vertreten und lädt euch hier zum Schmökern, Staunen und natürlich auch kaufen ein.

Mehr zur Geschichte der DIM findet ihr auch hier.

 

 

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